Das marokkanische Tagebuch, Oktober 2007

 

Sonntag, 7.Oktober

Vielleicht hätten wir doch den Whisky trinken sollen, es hätte sicher beim Einschlafen geholfen, denn während der ganzen Nacht war unten im Lokal Party und wirklich geschlafen haben wir nicht. Um 6:30 Uhr verlassen wir mit Sonnenaufgang den Laden und suchen Richtung Norden nach einer Fotostelle für den Güterzug nach Tanger. Genaue Zwischenzeiten haben wir leider nicht und so warten wir auch rund eine Stunde vergebens um zu realisieren, dass er dann wohl schon durch ist. Verpasst haben wir aber nicht wirklich etwas, denn dann muss er so früh gewesen sein, dass er noch im Dunklen verkehrte. Wir folgen der Strecke nach Norden und entdecken den schönen Bahnhof von Arbaoua, wo wir uns beim Fdl nach den Güterzugfahrzeiten erkundigen. Wir bekommen sie problemlos und stellen fest, dass der 3201 von Tanger im Anmarsch ist. Wir drehen also direkt um und der Fdl folgt uns hinaus, soooo nahe ist er also schon. Auf dem Weg zur Brücke, von der wir den Zug fotografieren wollen, wirbeln wir mächtig Staub auf. Kaum auf der Brücke taucht auch schon DF-112 auf, allerdings Lz, Mist! Oder doch nicht Lz, denn weit hinten erscheinen jetzt einige Gabs? Des Rätsels Lösung: Hinter der Lok kommen erst mal mindestens zehn im Einschnitt nicht zusehende Rs! Also doch noch ein respektabler Güterzug als schöner Start in den Tag.

 

Güterzug 3201 in der Bahnhofseinfahrt von Arbaoua.

Nach diesem Einsteiger fahren wir weiter zum Tunnel am Ortsrand von Arbaoua und erwarten dort Express 301. Der kommt dann auch recht bald mit DF-117, einer der 2007er Neuerwerbungen aus Frankreich im erneuerten französischen FRET-Grün. Also sind sie jetzt im Einsatz, die Hobbykollegen, die im Frühjahr da waren, hatten sie nur in Meknes im AW bei der Aufarbeitung gesehen. Und jetzt sind wohl, da ihre Nummern bei 115 beginnen, mindestens drei bereits im Einsatz und wir haben schon mal eine, schön (ein Gedanke, den wir bald revidieren werden). Zurück zum Auto und ab nach Süden gen Mechra Ben Ksiri, denn dort wird der Express den Güterzug überholen. Die Zeit reicht, um den Güterzug ohne Stress noch einmal am südlichen Einfahrsignal zu verewigen. Nach diesem Schuss heißt es dann wieder zurück zum Arbaoua-Tunnel. Jetzt passt das Licht von der anderen Gleisseite und wir wollen ein aus dem LOK-Report bekanntes Motiv selber umsetzen. Pünktlich dröhnt es und aus dem Tunnel kommt Zug 303 mit: DF-118, die nächste Grüne, und hinter ihr DF-101, also „gemischtes Doppel“! Nicht schlecht, aber mit der sandfarbenen vorne wäre es schöner gewesen.

 

Aus dem Tunnel hinaus zu den Kakteen: Zug 303 mit dem "gemischten Doppel".

Wir entscheiden uns, an dieser Stelle zu bleiben und auch noch den Gegenzug 304 hier zu verarzten. Er ist mit DF-116 bespannt, der nächsten grünen Französin, und jetzt nerven sie langsam (siehe Gedanke vom Vormittag), schließlich sind wir wegen den marokkanischen Maschinen hier, FRETchen kennen wir von der SNCF schon genug. Auf jeden Fall kommt jetzt erst einmal eine längere Zugpause. Wir suchen schon die nächste Fotostelle auf, eine Feldwegbrücke südlich des Bahnhofs von Arbaoua und halten dort im Schatten eines Baumes Siesta. Nachdem wir uns vergewissert haben, dass weit und breit niemand kommt, kann man auch mal mit Bananen und Keksen den Ramadan brechen. Nach unserer Mahlzeit kommt dann doch jemand, nach der Aufschrift am Jeep wohl zwei Mann von der Forstverwaltung, die die üblichen Fragen „Wer? Was? Warum?“ platzieren, die wir aber von der Harmlosigkeit unseres Tun überzeugen können. Nicht bald danach kommt dann auch Express 305 von Tanger angefahren im Schlepp von, na was wohl: DF-115, die vierte noch fehlende FRET. Alle Express heute in Grün, das nervt. Die folgende Pause bis zum nächsten Zug nutzen wir, um uns im nahe gelegenen Ksar el Kebir nach Fotomöglichkeiten umzuschauen. Natürlich geraten wir wieder mitten in eine Marktstraße und so kommt auch Stephan, der heute mit dem Fahren dran ist, mal in diesen Genuss. Von einer noch nicht fertigen Straßenbrücke gibt es ein Motiv „Stadtdurchfahrt“, dass wir in unsere To-Do-Liste aufnehmen, bevor wir noch einmal an den Bahnhof Arbaoua zurückfahren. Den letzten Express des Tages wollen wir bei der Bahnhofsdurchfahrt von der Brücke aufnehmen. Eigentlich ein Streiflichtmotiv geht aber „rechtzeitig“ die Sonne weg, müßig zu erwähnen, dass jetzt mit DF-102 die einzige Leistung einer Original-Lok mit einem Express auftaucht.

 

Nur zu den FRETchen gibt's Sonne: DF-115 am Zug 305 südlich von Arbaoua. Man beachte auch den Hobo am vierten Wagen!

Für die Übernachtung wenden wir uns jetzt gen Larache, an der Atlantikküste hoffen wir auf bessere Hotels als am Abend zuvor. Am Stadtrand macht eines einen ganz ordentlichen Eindruck, wir suchen aber noch ein wenig weiter. Dann reift der Entschluss „Lass uns nach Tanger ins Ibis fahren!“. Das liegt laut Internet 10km außerhalb der Innenstadt und wir sind auch ein wenig neugierig auf den nördlichen Streckenabschnitt, von dem wir bislang noch kaum Bilder kennen. Also auf die – total leere – Autobahn und ab nach Norden. Das Ibis ist wirklich am absoluten Stadtrand, gut zu finden, Zimmer in genügender Zahl frei und bei den sich ab jetzt zur Tradition entwickelnden „flag speciale“ entsteht die Planung für den nächsten Tag.

 

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